Gewinnen beginnt im Kopf, Stolpern auch. Was hat es mit diesem Stolpern auf sich? Versuchen wir es einmal anhand der Bundesliga zu erklären. Alle Jahre wieder geht die Fußball-Bundesliga-Saison zu Ende und einige Mannschaften kämpfen wieder im den Klassenerhalt. Nicht selten kann man den Spielern schon beim Gang aus der Kabine ansehen, dass die Gefahr des Abstiegs mentale Spuren hinterlässt. Die Schultern hängen, die Köpfe sind gesenkt und die Schritte sind kurz und schleppend. Diese Körpersprache wird weltweit gleich verstanden. Die Aussage dahinter lautet sinngemäß: uns geht es richtig schlecht, und wir sind bereit, uns fressen zu lassen.

Entwicklung

Kommunikation ist älter als die Sprache an sich. Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben wir Gestiken, Körpersprachen und Verhaltensweisen entwickelt, die unserem Gegenüber unmittelbar signalisieren, was wir empfinden und wie es uns gerade geht. Entsprechend stark wird der zwischenmenschliche Umgang auch heute noch von nicht-sprachlichen Faktoren getragen. Untersuchungen von Kommunikationswissenschaftlern zeigen, dass die Wirkung von dem, was wir sagen nur zu 7% vom Inhalt bestimmt wird. 38% macht der Tonfall, 55% machen Gestik und Körpersprache aus. Ein bisschen achtgeben muss man dennoch. Nicht überall auf der Welt kann Körpersprache heutzutage gleich gelesen werden, wenn man von grundsätzlichen Dingen absieht.

Probleme

Haben die Spieler in schwierigen Situationen ihre Körpersprache und ihr Verhalten nicht im Griff, dann handeln sie sich zwei massive Probleme ein.

Das erste ist: Der Gegner wird gestärkt.
Was könnte einen Gegner stärker machen, als der deutliche Hinweis darauf, dass es dem Kontrahenten nicht gut geht und er moralisch bereits eingeknickt ist? Und geradezu ein emotionales Freudenfest wird der gegnerischen Mannschaft bereitet, wenn Spieler anfangen sich untereinander Vorwürfe zu machen. Spätestens, wenn man sich auf dem Platz auch noch untereinander lauthals beschimpft ist klar: Das Team ist gerade dabei, vollständig auseinanderzufallen. Produktive Ideen oder Spielzüge kann man hier nicht mehr erwarten.

Das zweite Problem: man schwächt sich selber
Drücken die Spieler in dem vorliegenden Beispiel ihr emotionales Befinden durch Gestiken und Körpersprache für alle Außenstehenden deutlich wahrnehmbar aus, dann befeuern sie damit eine Gefühlsspirale nach unten. Negative Gestiken und Körpersprache wirken sich auf negative Emotionen als Verstärker aus. Was abenteuerlich klingen mag, ist wissenschaftlich längst erwiesen: unsere Emotionen beeinflussen unsere Bewegungen und Gestik, genauso haben wir aber mit unseren Bewegungen und Gestik auch Einfluss auf unsere Emotionen.

Oscarreif

Um überhaupt noch Chancen zu haben, sollten die Spieler gerade in Krisensituationen darauf achten, trotz aller Probleme mit ihrer Gestik und Körpersprache eins zu signalisieren: Rückschläge machen uns nur noch härter; jetzt wachsen wir erst recht zu einer eingeschworenen Kampfgemeinschaft zusammen und stellen uns, motiviert bis in die Haarspitzen, der Herausforderung. Der erfolgreiche amerikanische Sportpsychologe James E. Loehr spricht in diesem Zusammenhang sogar von der Notwendigkeit, sich als Spitzensportler auch schauspielerische Qualitäten anzutrainieren. Sie können ja mal beobachten, welche Spieler abstiegsbedrohter Mannschaften in den letzten Spieltagen der Fußball-Bundesligasaison 2010/2011 noch in der Lage sind, Oscarreif zu agieren.

Denken sie immer und in allen Lebenslagen an diese Gegebenheit. Benutzen sie Ihre Körpersprache um zu zeigen, dass sie mental stark und fit sind.

Ihr Gernot Emberger

Literatur:
Paul Watzlawik (2007), Menschliche Kommunikation
James E. Loehr (2010), Die neue Mentale Stärke,

 

 

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