Nun ist es wieder so weit: in den Spielsportarten kommen die Mannschaften aus der Sommerpause zurück und starten mit ihrer Vorbereitung auf die neue Saison. Meist ist in den Teams dann vieles nicht mehr so, wie es vor der Pause war: Durch Zu- wie Abgänge ist die Zusammensetzung in der Regel kräftig verändert. Die Kunst des Trainer Teams ist es nun ein gutes Team zu bilden. Wie gehen sie dabei vor?

Die vier Phasen zum perfekten Team

Wenn die Konstellationen der Personen neu sind, dann muss ein Team – egal ob in Sport, Wirtschaft oder sonst wo – erst drei Phasen durchlaufen (im Sport ideal, wenn zum größten Teil bereits während der Saisonvorbereitung), bevor es in Phase vier zu einer Bündelung der Kräfte kommt (im Sport ideal, wenn dies mit dem Saisonbeginn einher geht). Sein Potential kann ein Team dann allerdings nur ausschöpfen, wenn seine Entwicklung insgesamt gut verlaufen ist und der Trainer phasengerecht agiert hat.

Phase 1

Findet sich ein Team völlig neu, dann tasten sich die Mitglieder zuerst gegenseitig ab. Kommen nur einzelne Personen in ein bestehendes Team, dann werden die `Frischlinge´ entsprechend beäugt. In neuen wie bestehenden Gruppen ist das Klima dabei höflich, eher unpersönlich, bisweilen sogar gehemmt. Jeder ist erstmal wachsam und vorsichtig und bleibt ein Stückweit `in Deckung´.

Der Trainer kann dem Team in dieser Phase vor allem mit drei Dingen etwas Gutes tun:

  • Zeit einräumen und Gelegenheiten schaffen, damit sich alle gegenseitig beschnuppern und in einer geschützten Atmosphäre kennenlernen können (Stichwort: Teambuildingmaßnahmen)
  • Vorgabe von Sicherheit spendenden Strukturen, dazu zählen z.B. auch Regeln im Umgang miteinander
  • Kompetenz ausstrahlen und das gemeinsame Ergebnisziels klar und deutlich formulieren.

Phase 2

Nun geht es rund im Team, es keimen zunehmend Konflikte auf. Jedes Gruppenmitglied verfolgt neben den offiziellen Teamzielen immer auch eigene, durchaus egoistische Ziele, die es in der Gruppe durchsetzen möchte. Für die Mitglieder ist diese Phase stressig, für die Teamentwicklung jedoch enorm wertvoll. Sie zeigt die Themen auf, die das Team zu klären hat und trägt gleichzeitig zur Ausformung der Hierarchie bei. Das schlimmste, was ein Trainer nun tun kann ist, die aufkommenden Konflikte durch einen übertriebenen Friedenswunsch abzuwürgen. Wenn die Konflikte jetzt nicht zulassen und in der nächsten Phase nicht geklärt werden, dann bleiben sie während der weiteren Teamentwicklung unter der Oberfläche präsent und wirken für die spätere Teamperformance wie ein Klotz am Bein.

Der Trainer wird seiner Rolle gerecht, wenn er in dieser Phase:

  • gelassen bleibt
  • die Gewitter zulässt, deren Eskalation auf zwischenmenschlicher Ebene allerdings verhindern
  • nicht die Rolle eines Friedensstifters einnimmt, sonder sich vielmehr als Klärungshelfer versteht

Phase 3

Nun findet sich das Team langsam. Der Blick geht in dieser Phase weg vom Trennenden hin zum Gemeinsamen. Wenn es dem Trainer und den Mannschaftsmitgliedern gelingt, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Ziele zu erkennen, die hinter den Konflikten stehen, dann können nun die Möglichkeiten und Grenzen der Zusammenarbeit sauber geklärt werden. Ideal ist, wenn daraus gemeinsamen Übereinkünfte und von allen akzeptierte Gruppenregeln entstehen. Damit wird ein Rahmen geschaffen, der den einzelnen Mitgliedern die Sicherheit gibt, um sich auf den Weg vom einzelnen `ich´ in ein gefestigtes `wir´ einlassen zu können.

Der Trainer kann diesen Prozess fördern, indem er:

  • die unterschiedlichen Bedürfnisse deutlich macht und gegenseitige Akzeptanz fördert
  • Konflikte moderiert und Lösungswege strukturiert; je nach Situation sollte er aber auch in der Lage sein, Kompromisse deutlich einzufordern oder in der letzte Konsequenz durch ein Machtwort auch vorzugeben
  • Kompetenzen und Zuständigkeiten innerhalb der Mannschaft eindeutig klärt und gemeinsam mit dem Team überprüfbare Handlungs- und Entwicklungsziele festsetzt.

Phase 4

Sind die vorherigen Phasen sauber und rückstandsfrei durchlaufen worden, so wird das Team nun (endlich) arbeits- und leistungsbereit sowie -fähig. Das Klima wandelt sich in Richtung offen und vertrauensvoll, die einzelnen Mitglieder ergänzen und unterstützen sich nun gegenseitig. Damit das gemeinsame Ziel erreicht werden kann sind im Idealfall alle dazu bereit, für den Anderen `Gras zu fressen´. So wie es beim BVB in der vergangenen Fußballsaison zu beobachten war, kann dabei aus einem Team dann auch deutlich mehr entstehen, als es die Summe der Einzelteile auf den ersten Blick vermuten lässt.

Ist eine belastbare Arbeitsatmosphäre entstanden, dann kann sich der Trainer nun endlich auf seinen eigentlichen Job und seine Kernkompetenzen konzentrieren:
Die Technisch-Taktische Vorbereitung, fußballerische Entwicklung und sportliche Führung seiner Mannschaft.

Literatur:
STAHL, E. (2002), Dynamik in Gruppen

 

 

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