Anfang der Woche stufte die Weltgesundheitsorganisation WHO Fleischprodukte wie Wurst und Schinken als krebserregend ein und gab dem roten Fleisch das Siegel „wahrscheinlich krebserregend“. Stimmt das wirklich? Oder kommt es wieder einmal nur auf die Qualität an?
Worauf beruft sich die WHO bei ihrer Einstufung?
Die WHO beruft sich bei der Einstufung auf eine neue Korrellationsstudie der International Agency for Research on Cancer (IARC) die ihre Erkenntnisse in der Lancet Oncology veröffentlicht hat. In diesem Artikel warnten die Wissenschaftler vor dem Verzehr von rotem Fleisch, obwohl sie im gleichen Artikel festgestellt hatten, dass es wenig Anhaltspunkte dafür gibt, dass der Verzehr von rotem Fleisch krebserregend wäre. (Im Original: „The Working Group concluded that there is limited evidence in human beings for the carcinogenicity of the consumption of red meat“).
Was wurde in der Korrellationsstudie ausgewertet?
In dieser Korrellationsstudie wurden 800 Einzelstudien ausgewertet und zusammengefasst. Korrelationsstudien liefern jedoch nur Hinweise auf Zusammenhänge, aber keine harten wissenschaftlichen Daten. Der Lebensstil, die Essensgewohnheiten und die Qualität der Produkte bleiben unberücksichtigt. Gerade bei Wurst, Würstchen und Fleisch sind Qualitätsunterschiede allerdings entscheidend. Denn Fleischprodukte aus industriellen Mastbetrieben enthalten oft ein Übermaß an Arachidonsäure, da die Tiere nicht im Freien sind, sich kaum bewegen können und einen hohen Stresslevel aufweisen. Diese Arachidonsäure fördert Entzündungen im Körper und trägt damit zur Entstehung von Krebs bei. Hinzu kommt, dass industriell hergestelltes Fleisch aufgrund der oft fehlenden Grasfütterung weniger Omega-3-Fettsäuren und mehr Medikamentenrückstände enthält, da diese Tiere an vielen Tagen Antibiotika bekommen.
Unsere Meinung
Die Studie bringt nur den Erkenntnisgewinn, dass unbearbeitetes Fleisch gesünder ist als verarbeitetes Fleisch (wie Wurst, Würstchen und Schinken). Ob Fleisch oder Fleischprodukte langfristig die Gesundheit schädigen, hängt von der Qualität des Fleischs ab. Biofleisch und Weidetierprodukte sind aufgrund ihres Eiweißgehalts hochwertige Lebensmittel für Muskulatur, Knochen und Immunsystem. Generell empfehlen wir eine vielfältige Eiweißversorgung aus tierischen und pflanzlichen Quellen. Hierzu gehören Eier von freilaufenden Hühnern, Fleisch und Fleischprodukten aus artgerechter Produktion, Rohmilchkäse, Quark sowie pflanzliche Eiweißspender wie Linsen, Erbsen, Bohnen und Nussmehle.
Studie
Carcinogenicity of consumption of red and processed meat
Véronique Bouvard, Dana Loomis, Kathryn Z Guyton, Yann Grosse, Fatiha El Ghissassi, Lamia Benbrahim-Tallaa, Neela Guha, Heidi Mattock, Kurt Straif
on behalf of the International Agency for Research on Cancer Monograph Working Group
Published Online: 26 October 2015. http://www.thelancet.com/journals/lanonc/article/PIIS1470-2045%2815%2900444-1/abstract