neue-wege-bei-arthroseNachdem wir im letzten Blogbeitrag Kieselsäure bzw. Ackerschachtelhalm als starken Pfeiler bei Arthrose kennen gelernt haben, besprechen wir in diesem Abschnitt die Pfeiler 2 und 3 – Chondroitin und Glucosamin. Wir gehen auch auf Grünlippmuschelextrakt ein und klären die Frage, ob Hyaluronsäure-Spritzen sinnvoll und notwendig sind.

Knorpelpfeiler II: Glucosaminsulfat

Glucosaminsulfat gehört zu den Mucopolysacchariden und ist ein weiterer wesentlicher Baustein von Knorpelstrukturen. Glucosaminsulfat fördert den Einbau von Schwefel in Knorpelstrukturen. Wie Ackerschachtelhalm und Brennnessel zeigt Glucosamin ebenfalls eine entzündungshemmende Kapazität. Stark glucosaminhaltig sind Muttermilch und Krabbenschalen. Da die Empfehlung zurück zur Muttermilch zu gehen oder täglich 4 Krabben mit Schale zu essen nicht umzusetzen ist, arbeite ich seit vielen Jahren mit einer gezielten Nährstoffzufuhr in Kapselform.

Glucosamin – Wirksamkeit vielfach bestätigt
Inzwischen gibt es viele gute Studien, die nachweisen konnten, dass Glucosaminsulfat Schmerzen, Steifheit und Schwellungen im Gelenk reduzieren und mindestens genauso wirksam sind wie Schmerzmittel, allerdings ohne deren negative Nebenwirkungen. Außerdem konnte in diesen Studien gezeigt werden, dass das Fortschreiten der Gelenkzerstörung verlangsamt oder sogar gestoppt wurde.
Glucosamin – die richtige Dosierung entscheidet über den Erfolg
Die wirksame Dosierung bei Arthrose oder Arthritis liegt bei täglich 1500 mg Glucosaminsulfat. Die Anwendung sollte mindestens 3-4 Monate dauern. Kurzfristige Nährstoffgaben oder niedrig dosiertes Glucosamin (z.B. 500 bis 1000 mg) bringen keinen gesicherten Erfolg im Knorpelaufbau. Mehrjährige Studien mit der 1500 mg Dosierung belegen die Unbedenklichkeit dieses Knorpelaufbaustoffes.

Grünlippmuschelextrakte – glucosaminhaltig: wirksam bei richtiger Dosierung

Auch für Grünlippmuschel liegen inzwischen aussagekräftige Studien bei Arthrose vor. Wirksame Dosierung: 1150 mg Muschelpulver oder 210 mg Muschel-Extrakt. Die Wirkung wird dem Gehalt an Glucosamin und Omega-3 Fettsäuren zugeschrieben. Da es für reines Glucosamin deutlich mehr Studien gibt als für Muschelextrakte, arbeite ich bevorzugt mit Glucosamin in der Sulfat-Form in der Dosierung 1500 mg pro Tag.

Knorpelpfeiler III: Chondroitin

Chondroitin ist eine weitere Hauptkomponente der Knorpelsubstanz. Es verleiht dem Knorpelgewebe Struktur und speichert Wasser. Chemisch gesehen besteht Chondroitin aus Glucuronsäure- und Galactosamin- Molekülen.
Chondroitin-Wirkung ebenfalls in zahlreichen Studien bestätigt
Auch für Chondroitin liegen inzwischen mehrere placebo-kontrollierte Doppelblindstudien vor, die die Wirksamkeit bei Gelenkproblemen eindeutig belegen. Chondroitin hat die Kapazität, die Gelenkbeweglichkeit zu verbessern und den Verlust von Knorpelsubstanz bei Arthrose zu verlangsamen. Auch konnte gezeigt werden, dass Chondroitin schmerzlindernd bei Arthritis wirkt.
Chondroitin die Dosierung entscheidet über den Erfolg
Chondroitin-Studien mit gutem Ergebnis wurden alle im Bereich von 800 bis 1500 mg gemacht. Deshalb liegt die therapeutische Empfehlung bei Arthrose bei mindestens 800 mg Chondroitin pro Tag. Es konnte auch gezeigt werden, dass eine Supplementierung von 2 x jährlich über jeweils 3 Monate den anhaltenden Effekt von Chondroitin verstärkt.

1 + 1 = 3 Chondroitin und Glucosamin arbeiten Hand in Hand
Chondroitinsulfat und Glucosaminsulfat haben darüber hinaus synergistische Effekte, das heißt, gemeinsam eingenommen, führen sie zu deutlich besseren Ergebnissen.

Hyaluronsäure: Spritzen helfen – sind jedoch nicht wirklich notwendig

Hyaluronsäure ist eine wichtige Knorpelsubstanz, die der Körper selbst herstellen kann. Hierzu braucht die Knorpelzelle eine ausreichende Versorgung an den Hyaluronsäurebausteinen Glucosamin und Glucuronsäure. Die Glucuronsäure ist Baustein von Chondroitin. Durch eine gute Versorgung mit Glucosamin und Chondroitin kann der Körper seine benötigte Hyaluronsäure selber produzieren. Der Weg über die Glucosamin- und Chondroitinzufuhr über Kapseln ist somit deutlich preiswerter als eine Spritzkur mit Hyaluronsäure. Außerdem bergen die Kapseln kein unnötiges Risiko für eine Gelenkinfektion.

Ich arbeite gerade am nächsten Blogbeitrag, in dem ich Ihnen den kompletten Marktüberblick über verschiedene Nahrungsergänzungen bei Arthrose geben werde.

Autoren-
gruppe
Dosierung
pro Tag
Pa-
tienten-
zahl
untersuchtes Gelenk Studiendesign Studienergebnis
2001
Reginster
u.a.
1 x 1500 mg Glucosaminsulfat
(3 Jahre lang)
212 Kniegelenk placebokontrolliert doppelblind Schmerzrückgang in der Glucosamingruppe strukturelle Knorpelverbesserung durch Glucosamin
2002
Pavelka
u.a.
1 x 1500 mg Glucoaminsulfat
(3 Jahre)
202 Kniegelenk placebokontrolliert doppelblind Schmerzrückgang in der Glucosamingruppe Verringerung der Progression der Kniegelenksarthrose in der Glucosamingruppe
2004
Bruyere
u.a.
1 x 1500 mg Glucosaminsulfat 319 Fauen
in der Postmeno-
pause
Kniegelenk placebokontrolliert doppelblind Schmerzrückgang in der Glucosamingruppe Verringerung der Progression der Kniegelenksarthrose in der Glucosamingruppe
2004
Christgau
u.a.
1 x 1500 mg Glucosaminsulfat
(3 Jahre)
212 Knorpelabbau-Marker placebokontrolliert doppelblind Arthrosepatienten zeigen einen höheren Knorpelabbau nach einem Jahr Glucosaminsulfatanwendung singnifikant weniger Knorpelabbau, ebenso größerer Gelenkspalt in der Glucosamingruppe sowie Rückgang der Schmerzen
2004
šBelhardt
u.a.
800 mg Chondroitinsulfat
2 x 3 Monate mit jeweils 3 Monate
Pause – Untersuchug
nach insgesamt
1 Jahr
120 Kniegelenk placebokontrolliert doppelblind Arthrose-Index unter Chondroitinsulfat deutlich abgefallen anhaltender Therapieeffekt und Besserung der Symptome durch Chondroitinsulfat nachgewiesenweniger Schmerzmittel unter Chondroitinsulfat-Anwendung
2005
Clegg
u.a.
3 x 500 mg Glucosaminsulfat
und 3 x 400 mg Chondroitinsulfat in Kombination sowie
als Einzelsubstanzen
24 Wochen
1258 Kniegelenk placebokontrolliert doppelblind Die Kombination Glucosaminsulfat sowie Chondroitinsulfat ist wirksam bei mäßiggradiger bis starker Arthrose. Die Kombination aus Glucosaminsulfat und Chondroitinsulfat ist wirksamer als die Einzelsubstanzen
2002
Verbruggen
u.a.
3 x 400 mg Chondroitinsulfat
(3 Jahre)
92 Fingergelenke placebokontrolliert doppelblind Chondroitinsulfat-Gruppe zeigt eine deutliche Krankheitsverbesserung
2000
Das und Hammad
2 x 1000 mg Glucosamin-
hydrochlorid
und 800 mg
Chondroitinsulfat
und Mangan
6 Monate
Kniegelenk placebokontrolliert die Kombinationsanwendung ist bei leichter bis mäßiggradiger Arthrose wirksam – allerdings nicht bei schwerer Arthrose Vermutung: Glucosaminhydrochlorid nicht so wirksam im Vergleich zu Glucosaminsulfat
1998
Qui u.a.
3 x 500 mg
Glucosaminsulfat
im Vergleich zu
Ibuprofen
(4 Wochen lang)
178 Kniegelenk doppelblind Glucosaminsulfat-Anwendung ist wirksam bei Arthrose, der Effekt ist stärker als bei Ibuprofen und 2 Wochen nach Absetzen noch nachweisbar
1998
Shankland
2 x 1200 mg Chondroitinsulfat
und 2 x 1600 mg
Glucosamin-
hydrochlorid
(2 Wochen lang)
50 Kiefergelenk offene Pilotstudie Verminderung der Symptome (Kiefergelenk-Geräusche) innerhalb der ersten 2 Wochen klinische Verbesserungen der Beschwerden in Knie-, Hüft- und Wirbelgelenke

* eine Übersicht weiterer 15 valider internat. Studien siehe Übersichtsarbeit Deal, C.L. und Moskowitz, R.W. (1999): Neutraceuticals as therapeutic agents in osteoarthritis. Rheumatic Disease Clinics of America, Volume 25, Number 2, May 1999.

Wirkung: Glucosamin / Chondroitin

Bruyere, O. u.a. (2004): Glucosamine sulfate reduces osteoarthritis progression in postmenopausal woman with knee osteoarthritis: evidence from two 3-year studies. Menopause, 11 (2), 138-143.

Christgau, S. u.a. (2004): Osteoarthritic patients with high cartilage turnover show increased responsiveness to the cartilage protecting effects of glucosamine sulphate. Clin Exp Rheumatol; 22(1):36-42

Clegg, D.O. u.a. (2005): The efficacy of glucosamine and chondroitin sulfate in patients with painful knee osteoarthritis: The Glucosamine/chondroitin Arthritis Intervention Trial ( GAIT). Annual Scientific Meeting of the American College of Rheumatology, San Diego (CA), November 12-17, 2005.

Das, A.; Hammad, T. (2000): Efficacy of a combination of glucosamine hyrdrochloride, low molecular weight sodium chondroitin sulfate and manganese ascorbate in the management of knee osteoarthritis. Osteoarthritis Cartilage , 24 (8): 343-50.

Deal, D.; Moskowitz, R. (1999): Nutraceuticals as therapeutic agents in osteoarthritis. The role of glucosamine, chondroitin sulphate and collagen hydrolysate. Rheumatic Disease Clinics of North America, Vol. 25, Nr. 2; S. 379-394.

Leeb, B. u.a. (1996): Results of a multicenter study of chondroitin-sulfate use in arthroses of the finger, knee and hip joints. Wien Med. Wochenschr., 146 (24), 609-14.

Pavelka, K. u.a. (2002): Glucosamine sulfate use and delay of progression of knee osteoarthritis. A 3 year, randomized, placebo-controlled, double-blind study. Arch Intern Med, 162 (18): 2113-23.

Kahan, A. u.a. (2009): Long term effect of chondroitins 2 and 6 sulfat on knee osteoarthritis: radomized, double blind, placebo-controlled trial, Arthritis Rheum; 60(2): 254-33

Moskowitz, R.W.; Williams, H.J. (2006): Glucosamine, chondroitin sulfate, and the two in combination for painful knee osteoarthritis. GAIT-Study. In: New Engl J Med. 354, Nr. 8, 795–808.

Qiu, G.X.; Gao, S.N. u.a. (1998): Efficacy and safety of glucosamine sulfate versus ibuprofen in patients with knee osteoarthritis. Arzneimittelforschung 48(5): 469-74.

Reginster u.a. (2001): Long-term effects of glucosamine sulphate on osteoarthritis progression. Lancet, 357, 251-256.

Richy, F. u.a. (2003): Structural and symptomatic efficacy of glucosamine and chondroitin in knee osteoarthritis. A comprehensive meta-analysis. Arch. Intern Med. 14, 163 (13), 1514-1522.

Shankland WE 2nd. The effects of glucosamine and chondroitin sulfate on osteoarthritis of the TMJ: a preliminary report of 50 patients. Cranio 1998;16(4):230-5.

Übelhardt, D. u.a. (2004): Intermittent treatment of knee osteoarthritis with oral chondroitin sulphate: a one-year randomized, double-blind multicenter study versus placebo. Osteoarthritis Cartilage, 12 (4), 269-276.

Verbruggen, G. u.a. (2002): Systems to assess the progression of finger joint osteoarthritis and the effects of disease modifying osteoarthritis drugs. Clin Rheumatol;21(3):231-43.

Wirkung: Gelatine / Kollagenhydrolysat

Adam, M. (1991): Welche Wirkung haben Gelatinepräparate; Therapiewoche 41, 2456-2461.

Moskowitz, R. W. (2000): Role of collagen hydrolysate in bone and joint-disease. Seminars in arthritis and Rheumatism 30; 87-99.

Oesser S. u.a. (1999): Oral administration of 14 C labeled gelatin hydrolysate leads to accumulation of radioactivity in cartilage of mice (C57/BL). J Nutr 129: 1891-1895.

Oesser, S. u.a. (2003): Stimulation of type II collagen biosynthesis and secretion in bovine chondrocytes cultured with degraded collagen. Cell Tiss Res 311: 393-399.

Oesser, S. (2005): Interview in Nordic Activ, 2005.

Rippe, J. u.a. (2006): The effectiveness of collagen hydrolysate supplementation treatment in individuals with symptoms of mild osteoarthritis; Vortrag auf dem Deutschen Kongress für Orthopädie und Unfallchirurgie 2006

Weh, L. (2001): Changes in the properties of tissue through the administration of gelatine: extracta orthopaedica 4; 12-16.

Dieser Artikel stammt aus der 12 teiligen Serie „Neue Wege bei Arthrose“. Weitere Artikel aus dieser Serie finden Sie hier:


Alle Tipps, was Sie mithilfe von Lebensmitteln erreichen können, finden Sie bei den Arthrose-Jokern.


Ergänzende Tipps, was Sie mithilfe von natürlichen Nahrungsergänzungen erreichen können, finden Sie bei den Arthrose-Pfeilern.

 

 

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